Was hat E10 mit Bio zu tun?

Auto im FeldNach dem groß angekündigten Benzingipfel der Bundesregierung herrscht weiterhin große Unsicherheit bei Autofahrern, ob das eigene Gefährt kompatibel ist, mit dem neuen Kraftstoff. Hier kann man natürlich über die Informationspolitik von Regierung und Mineralölkonzernen streiten, mich interessiert aber ein ganz anderes Phänomen:

Der neue Kraftstoff E10 wird gerne als Biobenzin vermarktet und soll die Umwelt schonen. Unbestritten ist, dass die pflanzlichen Anteile dieser Benzinsorte weniger CO2 freisetzen, als der fossilen Brennstoff Erdöl. Aber was ist mit weiteren Faktoren wie der Landwirtschaft, dem Verschleiß der Motoren oder dem Mehrverbrauch an Benzin?

Herstellung aus Getreide

Das sogenannte „Bio-Ethanol“ wird hierzulande aus Weizen, Roggen oder Zuckerrüben hergestellt. Es ist moralisch absolut bedenklich, dass Lebensmittel im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt werden. Ganz zu schweigen davon, dass aufgrund der steigenden Nachfrage die Rohstoffpreise auf den globalen Märkten steigen und somit Menschen in ärmeren Ländern noch größere Probleme bekommen werden, ihren Lebensunterhalt zu bezahlen. Und weil das nicht so wirklich rentabel wäre, werden hierzulande die Agrarsubventionen genutzt, um Lebensmittel zur Energiegewinnung zu fördern. Teilweise sind die Fördermittel hier sogar höher, als bei der Produktion für den Endverbraucher (sprich Lebensmittel zum essen!). Dies finden sogar Landwirte bedenklich.

Um zu verhindern, dass in Südamerika Regenwald für diesen Zweck abgeholzt oder gebrandrodet wird, hat man schlauerweise eine Vorschrift erhoben, dass keine geschützten Flächen zur Bio-Ethanol Gewinnung erschlossen werden dürfen. Da aber für den EU-weiten Bedarf weltweit eine Fläche doppelt so groß wie Belgien benötigt wird, nimmt man anscheinend billigend in Kauf, dass einfach vorhandene Ackerflächen für den E10 Anbau genutzt werden und dann weitere Gebiete zur eigentlichen Lebensmittelgewinnung gebrandrodet werden, berichtet die ARD. [Update]Eine interessante Liste, wo auf der Welt bereits Flächen für ähnliche Zwecke genutzt werden, die ursprünglich zur Nahrungsmittelgewinnung dienten, gibt es bei wissenslogs.de .[/Update]

Motoröl und Verbrauch

Angeblich können über 90 % der deutschen Autos problemlos E10 tanken, ohne größere Schäden zu befürchten (im Zweifelsfall lieber in der DAT Liste nachschauen). Trotzdem muss man sich wohl auf häufigere Ölwechsel einstellen, da der höhere Ethanolanteil zu Wasserbildung führt. Dies verdünnt das Öl und führt zu geringerer Schmierfähigkeit und höherem Motorenverschleiß. Das Altöl wird zwar heutzutage ordentlich aufgefangen und teilweise recycelt, aber von einem Vorteil bei der Bio Bilanz kann man bestimmt nicht sprechen.

Darüber hinaus führt die geringere Verbrennungsenergie des biologisch hergestellten Anteils zu einer Steigerung des Benzinverbrauchs, was den positiven Effekt der geringeren CO2 Abgase wieder aufhebt, da natürlich auch mehr Normalbenzin verbraucht wird.

Diese beiden Punkte lassen darauf schließen, dass es bei der Einführung des neuen „Biobenzins“ nur vordergründig um den Umweltschutz geht. Insgeheim hoffen sowohl die Mineralölkonzerne, als auch die Automobilwirtschaft auf weiterhin steigende Einnahmen.

Fazit

Selbst wenn man die hier beschriebenen Negativ-Aspekte ignoriert oder akzeptiert, enthält E10 immer noch 90-95 % klassisches Super-Benzin. Der Begriff „Bio“ muss hier also mal wieder als Marketingstichwort herhalten, ohne nur ansatzweise zu halten, was er verspricht.

Wie denkt Ihr über E10? Nehmt Ihr zukünftig das Fahrrad um richtig Bio zu sein, oder „schluckt“ Ihr das notwendige Übel um weiter bequem von A nach B zu kommen?

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5 Kommentare

  • Peter sagt:

    E 10 ist ein Mist den keiner braucht. Diese sollte wieder vom Markt genommen werden und dann nach Alternativen gesucht werden damit wir insgesamt weg von Erdöl kommen.

    • Stefan H. sagt:

      Hi willkommen auf meinem Blog.
      Natürlich sollten wir versuchen, langfristig vom Erdöl wegzukommen, dies war ja auch einer der Hintergedanken von E10.
      Und Alternativen gibt es ja bereits z.B. Elektroautos, aber wer kauft freiwillig ein Auto was nur halb so schnell fährt und die halbe Reichweite hat? Darüber hinaus sehe ich gerade bei Elektro-Tankstellen ein Henne-Ei Problem. Gibt es weitere sinnvolle Alternativen? Was ist z.B. mit Brennstoffzellen?

  • RedInfoPoint sagt:

    Hi,
    tja eigentlich wollte ich dir einen kurzen Kommentar hinterlassen.

    Hmm…. aber… schau selbst:
    http://redinfopoint.de/2011/03/30/supere10-und-super/

  • Michael sagt:

    § Jahre sind vergangen, und das Thema ist immer noch aktuell. Wo sind all die versprochenen E-Tankstellen, und all die anderen Alternativen? Nach wie vor haben diese keine Bedeutung…

  • Micha sagt:

    Ich finde – gerade bei den hohgen Spritpreisen – Erdgasautos für eine absolut überlegenswerte Alternative. Nur leider ist das Tankstellennetzt gerade auf dem Land noch echt mau. Da muss man zu oft auf Benzin oder Diese zurückgreifen.

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